Die am meisten verbreitete Ente in Deutschland. Der blaue Flügelspiegel ist charakteristisch, den sieht man aber nur, wenn der Flügel ausgebreitet wird.
Eine Gründelente, die ihr Futter an Land und „Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh'“ im Wasser sucht. Sie frisst alles, was irgendwie organisch verwertbar ist. Die Stockente stellt sehr geringe Ansprüche an ihren Lebensraum, daher kommt sie auch auf nahezu jedem Gewässer vor.
Das Balzverhalten ist genau so kompliziert wie interessant zu beobachten. Es gibt die Gruppen- und die Paarbalz. Die Damen brüten gerne entfernt vom See an unmöglichen Orten, zum Beispiel im Innenhof der insel-Bücherei, auf Balkonen und in umliegenden Gärten. Wenn die Küken geschlüpft sind und die Mutter sie zum Wasser führen will, müssen nicht selten Feuerwehr und Polizei anrücken, um den kleinen piepsenden Federbällchen den Weg durch Marls dichten Straßenverkehr zu ebnen.
Leider überleben die Küken der Stockenten kaum. Sie verschwinden mir nichts dir nichts von einem Tag auf den anderen. Wer die Küken „stiehlt“, ist nicht bekannt. Vermutlich werden es andere Vögel sein, bei denen Küken auf dem Speiseplan stehen.
Die Bildung von Kindergärten, wie wir es bei den Gänsen beobachten können, kommt bei den Stockenten übrigens nicht vor. Jeder Ente führt nur ihre eigenen Kinder, fremde Kinder (und Mütter) werden mit Schnabelhieben auf Abstand gehalten. Also ist es auch nicht möglich, verwaiste Küken einer fremden Mutter „unterzujubeln“. Es gibt Stellen, die verwaiste Küken aufnehmen, und die sind zur Brutzeit immer sehr gut ausgelastet.
Stockenten sind die am stärksten bejagten Wasservögel. Im Jagdjahr 2016/2017 wurden in NRW weit über 60.000 Stockenten legal von Hobbyjägern erschossen, bundesweit waren es über 300.000. Im Jahr 2015 wurde es verboten, Stockenten aus Brütereien auf einem See auszusetzen, um sie unmittelbar danach dort zu erschießen („ökologisches Jagdgesetz“). Es gab die Auflage, dass die Enten mindestens 1 Jahr dort leben dürfen, bevor man sie abschießt. Diese Auflage wurde von den Jägern mit Hilfe der Politik rückgängig gemacht. Somit dürfen Stockenten jetzt wieder als lebende Zielscheiben für Sportschützen gezüchtet und als Freizeitvergnügen getötet werden. Ein Ergebnis von effektiver Lobby-Arbeit der zahlungskräftigen und straff organisierten Jägerschaft.
Am City-See, Loemühlenteich und im Volkspark wird nicht auf Enten geschossen, hier sind sie sicher. Aber an vielen Gewässern werden sie regelmäßig Opfer von Menschen, denen es Spaß macht, auf Tiere zu schießen. Sogar in den sogenannten Naturschutzgebieten (!) werden sie von Menschen erschossen, die die Jagd zum Hobby haben – zum Beispiel an den Lippeauen in Dorsten, Marl und Haltern. Dort wird gerade umfassend renaturiert.
Da Enten ausgesprochen schnelle Flieger sind, sind sie anspruchsvolle Schießbudenfiguren für Sportschützen – die sich Jäger nennen und ansonsten gerne so tun, also wären sie Naturliebhaber und dem Naturschutz verbunden. Nein, mit Naturschutz hat das absolut NICHTS zu tun.
Beim NABU Marl wurde nun auch eine kleine Entenstation eingerichtet. Ab 2021 können dort verwaiste Entenküken aufgenommen und großgezogen werden. Auch einzelne verletzte oder kranke Enten können gesund gepflegt werden.