Müll am City-See

Teichhuhn im Schilf zwischen allerlei Müll Teichhuhn im Schilf zwischen allerlei Müll

27. Mai 2025

Die Marler Zeitung möchte einen Bericht über die Müllsituation am City-See machen. Eine passende Gelegenheit für ein paar Gedanken zum Thema:

Müll in den Parks: Die unterschätzte Gefahr durch Zigarettenkippen, Glasscherben und Co

Der City-See soll ein Ort der Erholung sein, ein Rückzugsort inmitten des oft hektischen Alltags. Im weiteren Umfeld findet sich Raum für Sport, Spiel, Begegnung und Naturgenuss. Doch zunehmend wird dieses Bild getrübt: Müll verschandelt die Wiesen, Wege und Plätze. Besonders problematisch sind dabei Zigarettenkippen, Glasscherben, Plastikmüll und verdorbene Essensreste, die häufig achtlos hinterlassen oder sogar an die Tiere verfüttert werden.

Zigarettenkippen: Klein, aber giftig

Was viele nicht wissen: Eine einzige Zigarettenkippe kann bis zu 60 Liter Grundwasser verunreinigen. Sie enthält eine Vielzahl von Giftstoffen, darunter Nikotin, Arsen und Schwermetalle, die beim Auswaschen in den Boden und ins Grundwasser gelangen. In Parks, wo Kinder spielen, Tiere unterwegs sind und Pflanzen gedeihen sollen, ist das ein echtes Umweltproblem. Jede Zigarettenkippe, die ins Wasser gelangt, vergiftet den Lebensraum für die kleinen Wassertiere, wie zum Beispiel Wasserflöhe und Libellenlarven.

der Boden voller Zigarettenkippen

Zudem werden Zigarettenreste nur langsam abgebaut – es dauert bis zu 15 Jahre, bis eine Kippe vollständig verrottet. Während dieser Zeit können sie von Vögeln und Kleintieren verschluckt werden, was zu gesundheitlichen Schäden oder sogar zum Tod führen kann. Schätzungen zufolge werden zwei Drittel aller Zigarettenkippen achtlos auf den Boden geworfen. Das kann ich durch meine Beobachtungen mehr als bestätigen. Ein Problembewusstsein scheint überhaupt nicht vorhanden zu sein.

Entenküken untersuchen Zigarettenstummel (Loemühle)

Glasscherben: Verletzungsgefahr für Mensch und Tier

Ein weiteres gravierendes Problem sind zerbrochene Glasflaschen. Was nach einem lauen Sommerabend im Park bleibt, sind oft Scherben – gefährliche Überreste, die schwerwiegende Folgen haben können. Barfuß laufende Kinder, Hunde und die Wasservögel sind besonders gefährdet, sich zu schneiden. Auch Radfahrer können durch Glassplitter zu Schaden kommen, die inzwischen überall auf den Radwegen zu finden sind. Hierbei fallen besonders die Scherben auf, die regelrecht zermörsert wurden. Also keinesfalls sind sie versehentlich kaputt gegangen, sie sind zielgerichtet ins winzigste Stücke „verarbeitet“ worden. Will man damit den Hunden oder den Vögeln schaden? Warum macht man sowas?

Selbst wenn Flaschen einfach „nur“ weggeworfen werden, werden sie zur Gefahr, wenn Rasenmäher, Motorsense oder andere Maschinen der Parkpflege diese „mitverarbeiten“.

Plastikmüll: Dauerbelastung mit Langzeitwirkung

Plastikverpackungen, Tüten, Flaschen, Trinkhalme und Einwegbehälter gehören inzwischen leider zum alltäglichen Bild vieler Parkanlagen. Oft achtlos liegengelassen, gelangen sie in Büsche und das Gewässer und können dort hunderte Jahre bestehen bleiben. Die Zersetzung erfolgt extrem langsam, wobei das Material in immer kleinere Partikel, sogenanntes Mikroplastik, zerfällt.,

Teichhuhn im Schilf zwischen Müll

Mikroplastik wird von Tieren aufgenommen. Auch Bodenqualität und Pflanzenwachstum können durch Kunststoffrückstände beeinträchtigt werden. Besonders bedenklich: Viele Einwegprodukte bestehen aus Verbundstoffen, die kaum recycelbar sind und deshalb fast ausschließlich als Müll enden. Manche Wasservögel verbauen den Plastikmüll in ihren Nestern (vor allem Haubentaucher, Blässhühner, Teichhühner, aber auch die Singvögel), was ein ziemlich trauriger Anblick ist.

Haubentaucher transportiert Plastiktüte zum Nest
Haubentaucher transportiert Plastiktüte zum Nest, siehe auch: https://city-see.de/haubentaucher-bauen-neues-nest/

Plastikmüll verschandelt nicht nur die Natur, sondern steht symbolisch für ein größeres Problem: unseren verschwenderischen Umgang mit Ressourcen.

Verdorbene Essensreste: schädlich – besonders für Wasservögel

Viele Parkbesucher verzehren Salzstangen, Chips und Maispops am City-See. Die raschelnde Tüte ruft schnell die Wasservögel auf den Plan. Dem „Dackelblick“ der Vögel ist nur schwer zu widerstehen und so wird ihnen häufig ungeeigentes Futter angeboten. Oft sehen wir verschimmeltes Brot, Nudeln mit Sauce, Reis mit Beilagen, Wurstwaren oder gar Kadaver am Rand des Ufers. Ich weiß nicht, warum Mensch verdorbene Lebensmittel am Gewässerrand – oder sogar IM Gewässer abladen. Es gibt Vögel, die auf Mülldeponien ihr Futter suchen, wie zum Beispiel Möwen oder Störche. Aber wir leben in einer Stadt und hier hat dieser Müll beim besten Willen nichts zu suchen! Das kann beim besten Willen auch nicht mehr „gut gemeint sein“.

Fleischkadaver und Eier, die aus dem Wasser gezogen wurden (Quelle: facebook)
Völlig verschimmeltes Brot, welches am Ufer ausgelegt wurde – für die Tiere??

Hinzu kommt, dass herumliegende Nahrungsreste Ratten anlocken, was auch nicht wünschenswert ist.

Ursachen: Achtlosigkeit und fehlendes Problembewusstsein

Warum lassen Menschen so etwas zurück? Liegt es an Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit? Zigarettenkippen werden häufig als „so klein, das macht doch nichts“ wahrgenommen, und leere Flaschen bleiben nach geselligen Abenden schlicht liegen. Oft fehlen auch geeignete Entsorgungsmöglichkeiten wie Aschenbecher oder Mülltonnen – oder sie sind überfüllt. Pfanddosen werden von den zahlreichen emsigen Flaschensammlern eingesammelt und „fachgerecht“ entsorgt. Der Pfand für Glasflaschen ist leider so niedrig, dass man sich dafür nicht abmüht. Aufwand und Ertrag scheinen keinen Anreiz zu bieten, das wäre sicherlich leicht zu ändern, indem man den Flaschenpfand deutlich erhöht und mehr Flaschen einbezieht (Wodkaflaschen zum Beispiel). Glas ist immerhin ein kostbarer Rohstoff.

Tiere müssen unter dem achtlos weggeworfenen Müll leiden, wie hier das Gänsekind, welches einen Metallverschlussring am Schnabel hatte:

Kanadaganskind mit eingewachsenem Metallring am Unterschnabel
Kanadaganskind mit eingewachsenem Metallring am Unterschnabel, siehe auch: Gänsekind in Not – Abenteuer City-See

Lösungen: Verantwortung, Aufklärung und bessere Ausstattung

Um das Müllproblem in den Griff zu bekommen, braucht es mehrere Ansätze:

  • Mehr Bewusstsein: Informationskampagnen können helfen, über die Folgen von achtlos entsorgten Kippen und Scherben aufzuklären.
  • Umweltbildungsaktionen: Schulen, Vereine und Kommunen können durch gemeinsame Müllsammelaktionen und Aufklärung das Problembewusstsein stärken.
  • Mehr Abfalleimer und Aschenbecher: Gut platzierte, regelmäßig geleerte Müllbehälter verhindern, dass Abfälle herumliegen.
  • Kontrollen: Der KOD könnte vermehrt Präsenz zeigen und Umweltsünder zur Rede stellen.
  • Verzicht auf Einwegprodukte: Wer wiederverwendbare Flaschen, Besteck oder Taschen nutzt, reduziert den Müll bereits im Vorfeld.
  • Taschenaschenbecher: so wie es inzwischen für die Hundespaziergänger gängige Praxis ist, Kotbeutel mitzuführen und die Hundehaufen zu entfernen, sollte es für Raucher gängige Praxis werden, Taschenaschenbecher zu verwenden und ordnungsgemäß im Restmüll zu entsorgen.

Fazit

Der Zustand unserer Parks zeigt, wie ernst wir Natur- und Umweltschutz nehmen. Ob Zigarettenkippen, Glasscherben, Plastikmüll oder liegengebliebene Essensreste – jeder einzelne Beitrag zählt. Was wie eine Kleinigkeit erscheint, kann für Tiere, Pflanzen und andere Menschen weitreichende Folgen haben. Mit etwas Achtsamkeit, Rücksichtnahme und Information können wir unsere Parks zu dem machen, was sie sein sollen: sichere, saubere und lebenswerte Erholungsräume für alle.